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Bericht 2024...

Dank eurer Unterstützung konnte auch im 2024 wieder CHF 1'000.-
an benachteiligte Menschen in Kambodscha gespendet werden





Kambodscha - Bericht 2024
Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,
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Seit ein paar Tagen bin ich zurück aus Asien. Bei meiner Ankunft in Siem Reap war der Angkor Marathon im vollen Gange und die Strassen, Restaurants und Unterkünfte gut gefüllt.
Dies änderte sich allerdings schlagartig und schon am nächsten Tag sah man nur noch wenige Touristen in den Strassen. In meinem Guesthouse war ich eine der wenigen Verbliebenen.
Die Besucherzahl hat noch lange nicht Vor-Corona-Niveau erreicht. Offenbar auch aufgrund der schwächelnden Wirtschaftslage in den umliegenden Ländern wie Thailand und China.
Und so geht auch für die meisten unserer Khmer Freunde das altbekannte und alltägliche Strampeln, um die nötigsten Bedürfnisse abdecken zu können, weiter.
Mein erster Besuch galt wie üblich Bon, dem Velo- und Töffmechaniker, bei welchem ich mir jeweils für die Zeit hier ein Velo miete.
Sein Geschäft läuft eher harzig, jedoch hat er zunehmend auch inländische Kundschaft. So verbringen Kambodschaner z.B. aus Phnom Penh, gerne ein verlängertes Wochenende rund um die Tempel von Angkor und mieten dafür ein Velo oder ein Motorrad. Somit ist Bon nicht nur auf ausländische Touristen angewiesen, was gut ist.
Seine äusserst fleissige Stieftochter Reaksmey hat eben die allgemeine Abschlussprüfung ihrer Schule mit Bravour bestanden und jetzt noch ein weiteres Jahr Schule vor sich, allerdings nur im Fach Englisch. Daneben wird sie sich eine Stelle suchen, damit sie etwas Geld verdienen kann. Danach möchte sie in der Uni Pflege studieren. Ihr Traum ist es, irgendwann Ärztin zu werden. Wir werden Sie in ihrem Studium begleiten und unterstützen.
Lida, der angehende Ingenieur, hat mir bei Ankündigung meines Besuches mitgeteilt, dass er genau in dieser Zeit seine Abschlussarbeit in Phnom Penh präsentieren muss und deshalb leider keine Möglichkeit hat, mich zu treffen. Natürlich absolut verständlich. Doch in Kambodscha geht nichts über Spontanität. So kriegte ich ein paar Tage nach meiner Ankunft die Nachricht, er hätte seine Abschlussarbeit bereits erfolgreich präsentiert und sei nun per Nachtbus unterwegs nach Siem Reap. Bei Ankunft hatte er dann allerdings dermassen Zahnschmerzen, dass zuerst ein Besuch beim Zahnarzt angesagt war und wir das Mittagessen in seinem Lieblingsrestaurant Haven auf den nächsten Tag verschoben. So feierten wir dann am folgenden Tag den gelungenen Abschluss seines 4-jährigen Studiums und er liess sich – zwar noch etwas verhalten kauend - doch mit sichtlichem Genuss, sein Lieblingsgericht Amok schmecken. Er hat sich bereits auf drei Stellen in Poipet, in der Nähe seines Heimatdorfes, beworben und wartet auf Bescheid.
Sein Bruder Sophan indessen ist seit ein paar Monaten in einem Koreanisch-Kurs mit dem Ziel , später in Korea Arbeit zu finden, wie das sein Onkel bereits tat.
Samnaeng, der IT-Student, hat eben in sein 3. Studienjahr gestartet und macht sich gut. Wohnen kann er nach wie vor bei Verwandten und ist somit gut versorgt.
Phantoung, der jüngste der ehemaligen Kinderheim-Sprösslingen, hat sein 12. Schuljahr abgeschlossen und sich entschieden, anstatt Rechtswissenschaften nun Public Administration zu studieren. Eine bestimmt etwas einfachere Wahl. Das Studium hat am 9. Dezember begonnen und wie bei allen Universitäten in Kambodscha, findet der Unterricht jeweils nur halbtags statt, also entweder am Morgen, Nachmittag oder auch am Abend und am Samstag/Sonntag. Grund dafür ist, dass der Grossteil der Studenten auch immer noch Teilzeit einer Arbeit nachgehen muss, um das Studium und den Lebensunterhalt finanzieren zu können. Phantoung’s aktuelle Anstellung im Security Dienst eines Marktes ist mit einer Präsenzzeit von 14 – 22 Uhr nicht wirklich ideal. Deshalb versucht er aktuell eine bessere Möglichkeit zu finden mit etwas kürzeren Arbeitszeiten.
Und nun eine etwas traurige Geschichte: in meinem Mail im 2022 habe ich euch von Lina und ihrer Tochter Mony erzählt. Lina entwickelte Anfang dieses Jahres schwere psychische Probleme, die offenbar auch auf traumatische Erlebnisse in ihrer Kindheit zurückzuführen sind. Sie ist in der Zwischenzeit geschieden und ihr Mann lässt sie ihre gemeinsame Tochter Mony nicht mehr besuchen. Mitte 2024 musste sie ins Spital eingeliefert werden, da sie weder ass noch trank und auch die Leute um sich herum nicht mehr erkannte. In Kambodscha ist die Art, wie psychische Erkrankungen verstanden werden und wie man mit ihnen umgeht, stark von traditionellen Vorstellungen geprägt. Es gibt kaum ausgebildete Psychiater und normalerweise wenden sich Kambodschaner zuerst an religiöse oder traditionelle Führer, bevor medizinische Hilfe beansprucht wird.
Wir haben Lina via unsere Khmer Freunde medizinisch unterstützt. Grossartig fand ich allerdings die Reaktion ihrer „Brüder“ und „Schwestern“ aus dem ehemaligen Kinderheim: sie besprachen sich miteinander, wie sie am besten helfen können, haben sie regelmässig besucht und sie nicht im Stich gelassen.
Nun ist sie zurück in ihrem Heimatdorf und auf dem Weg der Besserung. Die Medikamente hat sie weitgehend absetzen können und die Lebensfreude – trotz schwieriger Situation – kehrt langsam zurück.
Viel Zeit verbrachte ich dieses Jahr mit unseren blinden Freunden und deren Familien.
Lihian, der ältere Sohn des einen blinden Paars, ist nun bereits anfangs 7. Klasse. Auf seinen Schultern lastet viel. Er ist in vielem verantwortlich für seinen gut 2-jährigen Bruder Liheyn, der unglaublich aktiv ist, fröhlich herumspringt und ständig Neues entdeckt. Oft auch Sachen, die er besser nicht entdeckt hätte.
Die Mutter Him darf momentan als Volontärin an der Blindenschule arbeiten, währenddessen ihr Mann Lui nach wie vor in der Blindenmassage tätig ist.
Die Entwicklung der beiden Jungen werden wir weiter mitbegleiten und -verfolgen.
Bei Vannsak, dem Blinden-Lehrer und seiner Frau Phary war ich zum Nachtessen eingeladen. Sie wohnen in einem einfachen Häuschen, ruhig gelegen und doch nicht weit zur Blindenschule.
Alles, was sie haben, stecken sie in die Ausbildung ihres Sohnes Mongkol. Er wird auch derjenige sein, der im Alter für sie aufkommen muss. Mongkol ist ein unglaublich viffes Bürschchen. Er ist erst 4-jährig und geht in eine englischsprachige Schule. Sofort wird klar, dass diese Schule nur Native-Speaking Englisch-Lehrer hat, denn Mongkol spricht mit einem britischen Akzent. Und das gut und vor allem schnell. Sein Lerneifer ist kaum zu bremsen und der kleine Knirps hat uns einen ganzen Abend lang in Englisch unterhalten.
Auch wir tragen zur Unterstützung seiner Ausbildungskosten bei und sind gespannt auf seine Weiterentwicklung.
Ein Besuch der Blinden- und Gehörlosenschule stand auch dieses Jahr auf dem Programm.
Diese zeichnet sich durch eine gute, respektvolle und gelöste Atmosphäre zwischen Schülern und Lehrern und auch durch die jahrelange Kontinuität der Direktion und Lehrerschaft aus.
So kenne ich die einen Lehrpersonen bereits seit vielen Jahren. Wir besprachen gemeinsam den Bedarf an Material und schnell kam das Thema Sportbekleidung auf den Tisch. Sportunterricht gibt es sowohl für die ca. 120 gehörlosen als auch für die ca. 60 blinden Schulkinder und auch die 44 Lehrpersonen sind daran beteiligt. In den Schuluniformen lässt sich schlecht Sportstunde abhalten und so tragen sie alle dann jeweils Shorts und T-Shirts.
Und auch hier – sehr spontan - warum sollte man auch warten bis morgen, wird ein Auto ausgeliehen, 3 Lehrpersonen und ich hineinverfrachtet und ab geht’s in die Stadt zum Sportladen.
Nachdem mir die nette Verkäuferin drei Varianten präsentiert hat, entschied ich mich preislich für den goldenen Mittelweg. Und zagg – Handel getätigt - 224 T-Shirts und Shorts in Auftrag gegeben.
Die Freude auf der Rückfahrt war so gross, dass wir beinahe noch ein Absperrgitter mitaufgeladen hätten.
Zum Dank der im letzten Jahr gespendeten Tanzkostüme für die Mädchen und Jungen der oberen Klassen, offerierte mir die Schulleitung eine exklusive Vorstellung mit zwei traditionellen Tänzen, dem Blessing-Tanz und dem Fisherman-Tanz. Damit ich nicht ganz alleine im Publikum sass, nahm ich eine Khmer-Freundin und ihre zwei Töchter mit.
Es hat mich sehr beeindruckt, wie grazil und anmutig die gehörlosen Kinder zu der Musik tanzten, die von den blinden Kindern gespielt wurde. Eine wirklich aussergewöhnliche Verbindung.
Und nun noch zu Lork, dem ausgebildeten Onkologen. Er muss noch etwas zuwarten, bis er die Onkologie-Abteilung in Siem Reap’s Provincial Hospital aufbauen kann. Hier braucht es Mittel, die zuerst vom Staat gesprochen werden müssen. Und Staatsangestellte sind weit weniger spontan als die allgemeine Bevölkerung.
Lork arbeitet zur Zeit noch immer im Calmette Hospital in Phnom Penh und hatte während meines Kambodscha-Aufenthalts die Möglichkeit am ESMO-Kongress (European Society for Medical Oncology) in Singapore teilzunehmen.
Und dann war meine Zeit in Kambodscha schon fast wieder um.
Doch gibt es keine Abreise ohne den altbewährten Höhepunkt: das Buffet-Dinner!
Die Wahl der Jugendlichen fiel diesmal auf ein anderes BBQ- Buffet-Restaurant, das „Red Crab“. Same same, but different.
Gleichbleibend sind die ellenlangen Tische mit rauchenden Grills und dampfenden Töpfen. Anders ist die Hauptspeise: Meeresgetier in allen Formen, Farben und Grössen.
Für mich war es eine Freude, all die bekannten Gesichter zu sehen, die für diesen kurzen Event auch mehrstündige Busfahrten auf sich nahmen. Für sie ist es die Gelegenheit, möglichst viele ihrer „Brüder“ und „Schwestern“ wiederzusehen und zusammen, inmitten randvoll gefüllter Seafood-Teller, einen fröhlichen Abend zu verbringen.
Für eure fortwährende und wertvolle Unterstützung danke ich euch ganz herzlich. Sie trägt dazu bei, unseren Khmer-Freunden die Zukunft heller und sorgenfreier zu gestalten.
Ich wünsche euch ganz fröhliche und friedliche Weihnachtstage und einen guten Start in ein glückliches, gesundes und spannendes Neues Jahr.
Herzliche Grüsse
Sibylle
Spendenkonto Santepheap Kambodscha:
Konto ZKB, IBAN CH53 0070 0110 0042 3031 2 (Sibylle Hess, Hofwiesenstrasse 2, 8450 Andelfingen)
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Reaksmey, die angehende Krankenschwester
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Zmittag mit Lida zum erfolgreichen Abschluss
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Liheyn
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Mongkol, der fleissige Schüler
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TänzerInnen der Gehörlosenschule